Kurzbefehle im wahren Leben

Nicolas Sarkozy, einst französischer Präsident, würde seinen Besoffski-Auftritt beim G8-Gipfel sicher gerne rückgängig machen. Und auch Sarah Palin, kurzzeitig Kandidatin für das Amt der amerikanischen Vizepräsidentin, hätte sicherlich nichts dagegen den ein oder anderen Kommentar zu löschen. Aber das kollektive Gedächtnis vergisst nichts! Ganz anders in der Computerwelt. Da kann ich den ganzen Tag lang wiederholen, löschen, duplizieren, ausschneiden… Alles nur einen Kurzbefehl entfernt. Das Computerleben ist so bedienerfreundlich, dass ich mir manchmal denke: „Wäre es nicht schön, wenn das auch im Alltag ginge?“ Zum Glück hab ich einen Blog, in dem ich alles ausprobieren kann…

9:54 Ankunft Agentur.

CTRL O – Sesam öffne dich. Galant trete ich über die automatisch geöffnete Schwelle.

„Guten Morgen.“

„ Morgääään.“

„Hallo.“

„Guten Morgen anonymer Kunde im Besprechungsraum.“

Hier lässt sich schon der erste Kurzbefehl anwenden – CTRL C und CTRLV. Meine Lieblingskombination. Denn eigentlich bin ich morgens wenig gesprächig und das ständige Wiederholen kann dann doch auch gerne der Kurzbefehl für mich übernehmen.

 

11:22 Im Auge des Orkans

Die E-Mail-Flut ist abgearbeitet, mein erstes Meeting durch. Ich komme zurück an meinen Schreibtisch und sehe – PostIts, Unterlagen, eine dreckige Kaffeetasse. Abhilfe schafft da wieder eine ganz großartige Tastenkombination: CRTL A gefolgt von CTRL X. Alles ausgewählt und zack – ausgeschnitten. Der Schreibtisch ist frei für neue Taten.

 

13:37 Nach der Mittagspause

In der Agentur riecht es nach Frittenbude, die Mikrowelle hat schon länger nicht mehr gebimmelt und es herrscht monotones Brummen der PC-Lüfter. Mein Kopf ist leer, die Augen schwer, der Bauch ist voll, nichts mehr toll. Wie gut, dass es F5 gibt. Ein kurzer Tastendruck und schon ist der Cache geleert. Mit frischer Energie und energiegeladenen Hirnzellen geht es weiter im Takt.

15:06 Im Durchzug

Es herrscht hektisches Treiben. Die Kollegen wandern ein und aus, das Konto „interne Abstimmung“ unserer Agentur-Software füllt sich merklich. Mein Problem: Ständig steht die Tür offen. Es zieht nicht nur, sondern es lärmt auch. Zum Glück gilt für Türen, was für Fenster gilt: CTRL W.

 

16:29 In Gedanken

Einsam steh ich am Drucker und sinniere vor mich hin. Da trifft ich wie der Schlag ein zündender Gedanke. Das ist DIE Idee! Warum ist sie mir nicht früher gekommen? Damit ich sie nicht vergesse, mach ich ganz schnell CTRL S. Damit ist sie schon mal gespeichert. Aber vorsichtshalber folgt noch ein ALT 0153 und damit mach ich noch ein virtuelles ™ dran. Jetzt ist sie mein und kann nicht mehr gestohlen werden.

 

17:17 Auf Tauchstation

Mein Handy ist weg! Ich werde hektisch. Die Handtasche auf den Kopf gedreht, den Schreibtisch leer geräumt. Es ist weg, weg, weg. Aber es KANN nicht weg sein. Ich hab doch vorhin noch damit telefoniert. ES muss irgendwo in der Agentur liegen. Aber wo? Ich war heute schon in zwei Konferenzräumen, in der Grafik, in Büros diverser Kollegen. Halt – CTRL F und das Stichwort „Handy“ leiten mich in kürzester Zeit zurück zur Schaltzentrale meines Lebens. Da kann selbst Harry Potter mit seinem lahmen Accio nicht mithalten.

 

18:42 (Fast) Im Feierabend

Mein dank Kurzbefehle höchsteffektiver Tag neigt sich dem Ende zu. Was bleibt mir noch außer CTRL Q? Programm geschlossen, Kopf auch. Ab nach hause – ins echte Leben.