Lieber Paul,
als Texter kommst du bei uns ja häufig zu Wort. Allerdings eher im Namen unserer Kunden und viel zu selten für dich selber. Dabei hast du ja einen recht bizarren Job, der – so dachte ich – sich ganz gut in unserem Blog machen würde. Darum freu ich mich, dich heute zu deinem Alltag als SEO-Texter zu interviewen.
B: Fertig?
P: Wieso, seh` ich so aus? Ne, kann losgehen!
B: Alles klar. Dann zeig doch gleich mal, was du kannst. SEO steht für…???
P: … gute Laune und den Kick zum Arbeitsbeginn jeden Morgen. Da push ich mich auf mit dem Banana Boat Song von Harry Belafonte. Der fängt ja schon mit dem Ruf an: SEO, SEHEHEHO, come, Mr. Tally Mon, tally me banana… und dann tauch ich ab in die Tiefen der Search Engine Optimization, die schräge Welt der Suchmaschinenoptimierung.
B: Ich glaub, du meinst den hier, oder?
http://www.youtube.com/watch?v=Euc9MMRtuSg
B: Aber vielleicht gehen wir lieber nochmal einen Schritt zurück. Kannst du dich den Lesern auch noch kurz vorstellen. Ich zitiere einmal eine PM-Kollegin: „Wer ist eigentlich Paul???“
P: Das frag ich mich nach Fertigstellung von manchen Texten auch. Aber dann erinnere ich mich an Harry Belafonte! Nein, ich texte jetzt seit über 20 Jahren für alles, was in Worte gefasst werden soll. Motto: „Ich spreche die Sprache von Südkurve bis Opernparkett.“ Das meine ich ernst, weil mich die Sprache der verschiedenen Menschen und sozialen Schichten interessiert und fasziniert. Wir können uns auch im breitesten Kölsch unterhalten.
Viel geholfen haben mir Politiker und die zahlreichen „Schöngefönten“, die viel erzählen, ohne was zu sagen. Denn die erinnern mich beim Texten daran, auf den Punkt zu kommen, statt zu schwafeln. Die Leute sind nicht blöd, auch wenn sie für Produkte beworben werden sollen. Das muss echt sein und klingen. Zurück zu SEO! Das ist wirklich eine Herausforderung! Und sonst leide ich mit dem FC, beschäftige mich viel mit Kunst und “juter Musikk“.
B: Das war ja dann schon ganz spannend. Und magst du den Lesern vielleicht mal erklären, was ein SEO-Texter so macht?
P: Wie Suchmaschinenoptimierung genau funktioniert, ist nicht ganz einfach zu erklären und auch ein Geheimnis! (er grinst schräg) Im Groben geht es darum, Kunden mit ihrer Website im Ranking der Suchmaschinen – wie Google – ganz nach oben zu bringen. Jeder weiß aus eigener Erfahrung, dass er bei der Suche nach etwas maximal die ersten drei Seiten, die aufgelistet werden, prüft und sich dann entscheidet, welche er anklickt. Die anderen gehen unter. Die nimmt man nicht zur Kenntnis.
Und nu ich: Bestimmte Worte oder Wortkombinationen, nach denen potenzielle Kunden häufig suchen, bring ich in Texten unter, damit sie von den Suchmaschinen so oft wie möglich gefunden werden. Du kannst dir nicht vorstellen, was da manchmal für Begriffe auftauchen! Die müssen verknüpft und zu einem lesbaren Text verarbeitet werden. Manchmal denk ich mir, wäre die Suchmaschine ein Mensch, der würde dich wegen offensichtlichen Drogenmissbrauchs anzeigen. Völlig behämmert!
B: Was war denn deine größte Herausforderung im SEO-Texten bisher?
P: Also, auch bei den beklopptesten Wortkombinationen krieg ich nen Bogen gespannt. Zum Beispiel „Fototapeten“, „Metalldetektor“ und „Vlies Tischdecken“ in einem Text unterzubringen, ist simpel. (Das Grinsen kriegt einen irren Touch) Aber, wenn es darum geht, über ein und dasselbe Produkt in verschiedenen Wortkombinationen zu schreiben, ist irgendwann auch meiner Fantasie eine Grenze gesetzt. Denn wichtig ist, dass die Texte sich nicht wiederholen oder aus Satzbausteinen zusammengesetzt sind. Beispiel: Flüge in die USA sollen beworben werden. Dann muss ich einmal den Begriff „Flüge USA“ verwenden, in einem weiteren Text „USA Flüge“, dann Flüge nach USA“, „Flug USA“, Flug nach USA“, „Flüge in die USA“, „Flüge billig USA“, Billigflug USA usw. (Tief durchatmen) Das können Dutzende von Kombinationen sein, die immer anders beschrieben werden müssen… DA WILLST DU SELBST NICHT MEHR IN DIE USA! ´Tschuldigung, SEO, SEHEHEHO…
B: Ok, ganz ruhig, Paul. (zur Seite gewandt) Kann hier mal einer ein Wasser holen? Ich seh schon, dass das ein hochemotionales Thema für dich ist. Würdest du sagen, dass SEO dein Leben verändert hat? Und wenn ja – wie?
P: Ich glaube, zum Schluss meiner letzten Antwort hast du das gemerkt! Ich bin nicht mehr so aufbrausend, in den letzten Jahren ruhiger und ausgeglichener geworden, ich sag nicht mehr so oft ¿#§*%…, ich denke es nur noch! Ernsthaft: Verändert tatsächlich, und das durchaus positiv. Denn da du dich nicht wiederholen darfst, suchst du immer neue Synonyme und dadurch erweitert sich der Wortschatz. Das kommt mir beim „normalen“ Texten natürlich zugute.
B: Hört sich schon fast wie eine Aryuveda-Kur an… Abschließend noch eine letzte Frage. Ist dir im Laufe dieses Interviews eigentlich aufgefallen, dass unsere Vornamenkürzel hintereinander gelesen den Namen eines großen Mineralölunternehmens ergeben? Könntest du spontan einen werblichen Text herstellen, der die Wörter „Mineralöl“, „Gesichtsmaske“ und „Private Krankenversicherung“ enthält?
P: Das ist jetzt aber mal eine ganz einfache Nummer, da hatte ich schon andere Potpourris …
Also: „Sie werden immer wieder blass, wenn Sie an der Tankstelle die Preise für Mineralöl sehen? Brauchen Sie eine Gesichtsmaske, um die Zornesfalten wieder zu glätten? Wir möchten nicht, dass Sie Ihre Private Krankenversicherung in Anspruch nehmen müssen, nur weil einmal Auftanken den finanziellen Ruin bedeutet und Sie sich wegen eines Herzinfarktes behandeln lassen müssen. Daher haben wir konsequent die Preise gesenkt. Kommen Sie…, machen Sie…, tun Sie usw. Könnte ich jetzt beliebig fortsetzen mit jedem noch so verrückten Begriff. So, und nun frag mich noch mal, ob sich mein Leben verändert hat! Ich bedanke mich für das nette Gespräch, „Gespräch nett“, „nette Unterhaltung“, „Unterhaltung nett“, „nette Unterhaltungen“….
B: Dank Dir, lieber Paul. Und schöne Grüße an alle Besucher, die bis hierher gelesen haben, obwohl sie eigentlich auf der Suche nach günstigen Flügen in die USA sind. 😆