Auf meinem Schreibtisch steht nun schon seit geraumer Zeit ein etwas angeranzter Karton. Verdötschte Ecken, eingerissene Stellen und interessante, braune Flecken, nach deren Herkunft man nicht fragen mag, ergeben eine Art Gesamtkunstwerk. Stünde der Karton im Museum, würde er vermutlich einen dieser intellektuell-wohlklingenden, aber letztendlich doch schwachsinnigen Namen haben: „Entdeckt auf Großvaters Dachboden“ oder „Verstaubte Erinnerung an meine glückliche Jugend“.
Ergänzt wird das optische Meisterwerk durch den großzügigen Einsatz diverser typografischer Elemente: Störer, Headlines, Zwischenüberschriften in vielen Farben, mit und ohne Schatten… Allein zehn verschiedene Schriftarten kommen auf einer Fläche, die kaum größer ist als DIN A4, zum Einsatz. Man könnte fast annehmen, der Karton sei eine Art Anwendungsbeispiel oder gar Katalog für Auszubildende zum Mediengestalter. Da hat jemand wirklich alles gegeben, was die anscheinend beschränkte Grafik-Software zur Verfügung stellte.
Viel interessanter als die äußere Hülle ist jedoch der Inhalt: Darin befindet sich nämlich eine mobile Nebelmaschine mit dem vielversprechenden Namen „Portable Mini Fog Machine“. Die Nebelmaschine erreichte mich eher unerwartet. Nichts ahnend erwähnte ich in einem Nebensatz, dass ich eine Geburtstagsparty plane. Wenige Tage später stand der bereits beschriebene Karton mit einem Post-It: „Daniel sagte, du brauchst das…??“ auf meinem Schreibtisch. Den Fragezeichen konnte ich mich nur anschließen.
Abgesehen von einem kurzen Intermezzo in meinem bescheidenen Heim, wo die Maschine kräftig leckte und ich sehr damit beschäftigt war, meiner Vermieterin glaubhaft zu vermitteln, dass ich selber nicht weiß, wie es zu dem Schaden durch Nebelmaschinenspezialflüssigkeit der Marke „American DJ“ auf meinem Korkboden gekommen sei, steht sie nun seit einiger Zeit auf meinem Schreibtisch.
Alle Versuche, sie wieder dorthin zu bringen, wo sie herkam, sind gescheitert. Es ist nämlich eine sehr nebulöse Angelegenheit. Ich konnte bis dato nicht in Erfahrung bringen, wo sie herkam, bevor sie sich auf meinem Schreibtisch breit gemacht hat. Schon einige Male bin ich abends durch die leere Agentur geschlichen und habe nach einem Loch gesucht, das so aussieht, als könnte man es mit einer Nebelmaschine sinnvoll füllen. Obwohl ich ein absolutes Tetris-As bin, war ich bei dieser Realo-Variante bisher erfolglos.
Auch weshalb es in der necom überhaupt eine Nebelmaschine gibt, ist mir ein Rätsel. Anscheinend hat man sich in den Anfangstagen noch lustige Scherze erlaubt, die Nebelmaschine auf der Toilette angeschaltet und „Feuer, Feuer!“ gerufen. Das stelle ich mir so vor, wie bei den Feueralarm-Übungen in der Schule. Da stand man dann auch erst mal dumm in der Gegend rum. Vielleicht sollte ich so einen Trick auch mal probieren! Ich schalte das Teil einfach im Konferenzraum an, kurz bevor ein Kundentermin ansteht. Irgendjemand wird dann sicherlich den Kunden vor schlimmsten Vergiftungen retten wollen und das Dingen in die Hand nehmen. Dann springe ich hinter der Tür hervor und klebe schnell ein vorbereitetes Post It drauf: „Captain Future hat gesagt, du brauchst das…??“ Und zack – schon bin ich das Teil los.
Oder will sie von Euch vielleicht jemand haben…?